Dr Sonia Zaccarini, Schmerzmedizin SSIPM, FIPP, CIPS, Anästhesiologie FMH
Die gepulste Radiofrequenz ist eine therapeutische Technik der Zellmodulation, die im Swiss Pain Institute zur Linderung bestimmter neuropathischer Schmerzen eingesetzt wird. Dafür verwenden wir Sonden, die in Nervennähe platziert werden und sehr schwache und schmerzlose elektromagnetische Wellen abgeben. Im Vergleich zur kontinuierlichen (thermischen) Radiofrequenz hat sie den Vorteil, dass sie auf zellulärer Ebene wirkt, ohne das Gewebe dauerhaft zu schädigen. Im Institut wenden wir diese schmerzstillende Technik bei bestimmten radikulären Schmerzen (Radikulopathien) von den am Rückenmark austretenden Nervenwurzeln oder bei gereizten peripheren Nerven an mit einer direkten Wirkung auf die Nervenhomöostase.
Die gepulste Radiofrequenz ist eine nicht-medikamentöse Therapie, die sich die Eigenschaften hochfrequenter elektromagnetischer Ströme (400-500 Hz) zunutze macht. Im Gegensatz zur thermischen Radiofrequenz wird der elektrische Strom sequenziell (pulsierend) in die Nähe des für die Schmerzen verantwortlichen Nervs geleitet. Die Temperatur ist auf 42° begrenzt, wodurch es keine Zellschädigungen gibt. Die elektromagnetische Stimulation scheint die elektrische Aktivität des Nervensystems zu verändern, ebenso scheint sie auf die Stützzellen der Nerven zu wirken. Die Wirkung liegt in erster Linie auf molekularer Ebene.
Die gepulste Radiofrequenz kann zur Linderung chronischer Schmerzsymptome eingesetzt werden, die beispielsweise die Nervenwurzeln, lokalisierte periphere Nerven oder sogar die Gelenke betreffen. Die Wirkungsweise ist noch nicht vollständig geklärt, und es gibt Hypothesen, die auf eine Wirkung zur Verringerung von Schädigungen des Immunsystems, eine Wirkung zur Reduzierung von oxidativem Stress und eine Wirkung auf die Stützzellen, die die Nerven umgeben, hindeuten.
Die Behandlung wird ambulant durchgeführt.
Vor der Therapie wird nach einer lokalisierten Nervenschädigung mit neuropathischer Komponente gesucht, dafür werden Testblockaden mit Lokalanästhesie an den entsprechenden Nerven durchgeführt.
Die Sonden werden unter Sichtkontrolle, entweder mittels Bildwandler oder Ultraschall, anatomisch korrekt an die entsprechenden Strukturen platziert, dafür wird die Haut an der Eintrittsstelle mit Lokalanästhesie betäubt.
Für die Sicherheit des Patienten* muss eine Erdungssonde angelegt werden und vor der Behandlung wird eine sensible und motorische Testung des Nervs durchgeführt, um die exakte Lokalisation in Nervennähe nochmals zu kontrollieren.
Die Behandlung mit der gepulsten Radiofrequenz ist kaum spürbar und unsere Patienten haben während des Eingriffs keine Schmerzen.
Die Wirkungsdauer der gepulsten Radiofrequenztherapie ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Im Durchschnitt regenerieren sich die Nerven nach 3 bis 6 Monaten, sodass die Schmerzen zu diesem Zeitpunkt wieder auftreten können. Leider kann dies auch schon in einem kürzeren Zeitraum geschehen. Das Ziel der Behandlung bleibt die Wiederaufnahme der Bewegung während der schmerzverminderten, -freien Zeit und die damit einhergehende Verbesserung des physischen und ganz besonders des psychischen Wohlbefindens.
Die gepulste Radiofrequenz ist eine sichere, nicht destruktive und minimalinvasive Technik.
Wir schätzen diese Technik aufgrund ihrer schmerzfreien Durchführung. Wir beschränken unseren Anwendungsbereich jedoch auf wissenschaftliche Empfehlungen. Derzeit gibt es interessante klinische Erfahrungen für die positive Wirkung im Bereich der Spinalganglien (DRG), bei Schädigungen des Trigeminusnervs sowie bei einzelnen peripheren Neuropathien.
*Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen und personenbezogenen Hauptwörtern die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.